Fördermittel zur Phosphorelimination
12.11.2019 - Regierungspräsident Dr. Ullrich übergibt zwei Zuwendungsbescheide
an die Abwasserverbände Goldener Grund und Emsbachtal.
„Wasser ist keine übliche Handelsware, sondern ein Gut, das geschützt, verteidigt und entsprechend behandelt werden muss“, erklärt Dr. Christoph Ullrich. Das Land Hessen fördere darum die Modernisierung und technische Optimierung von Kläranlagen. 2,1 Millionen Euro erhalte der Abwasserverband Goldener Grund für die Kläranlage Brechen/Niederbrechen und weitere 295.000 Euro erhalte der Abwasserverband Emsbachtal für die Kläranlage Selters/Niederselters.
Übergabe des Zuwendungsbescheids an den Abwasserverband Goldener Grund
Ein wesentliches Ziel der geplanten Umbauten ist die deutliche Verbesserung der Phosphorelimination. Um in Gewässern einen guten ökologischen Zustand zu erreichen (insbesondere bei biologischen Qualitätskomponenten), muss die Konzentration für Phosphor und Phosphate in den Gewässern deutlich vermindert werden. Dies muss entsprechend den Anforderungen des Landes Hessen (Maßnahmenprogramm zur Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie in Hessen) insbesondere durch die Verbesserung der Phosphorelimination in Kläranlagen – auch in Niederbrechen und Niederselters – erfolgen.
In den inzwischen mehr als 36 Jahren Betrieb wurden in Niederbrechen annähernd 100 Mio. m³ Abwasser gereinigt - und das ohne wesentliche Störungen, Ergänzungen oder Umbauten. Jetzt steht die Kläranlage Niederbrechen vor der größten Umbaumaßnahme seit ihrem Bau, erläutert Geschäftsführer Matthias Fink. Neben der Phosphorelimination muss die Kapazität der Kläranlage erweitert werden, die vorhandenen Betonbauwerke und die maschinellen und elektrotechnischen Ausrüstungen müssen saniert und großteils erneuert werden.
Übergabe des Zuwendungsbescheids an den Abwasserverband Emsbachtal
Durch die neuen Vorgaben des Landes Hessen wird der Grenzwert, der zu jeder Tages- und Nachtzeit im Auslauf der Kläranlage eingehalten werden muss, von ehemals 2 mg/l Pges (Gesamtphosphat) auf 0,7 mg/l abgesenkt. Außerdem wird ein weiterer Parameter für einen Phosphorbestandteil (ortho-Phosphat) zusätzlich eingeführt. Mit den vorhandenen Anlagenteilen ist eine so weitgehende Phosphoreliminierung nicht möglich. Daher sind zur Erreichung der künftigen Ablaufqualität folgende Maßnahmen geplant:
- Das bestehende Nachklärbecken wird durch zwei neue Nachklärbecken ersetzt;
- Errichtung eines Fällmittellagers;
- Errichtung einer Fällmitteldosierstation einschließlich Rohrleitungen;
- Erneuerung der zugehörigen Elektro-, Mess-, Steuer-, Regeltechnik.
Von den jetzt 4,7 Millionen Euro förderfähigen Kosten für die Phosphorelimination trägt das Land Hessen rund 45 Prozent, also 2,1 Millionen Euro. Darüber hinaus wird der Verband in Niederbrechen nahezu alle Anlagenteile sanieren oder neu bauen und eine neue Behandlungsstufe errichten – eine so genannte Faulung mit Gasverwertung. Durch das gewonnene Faulgas kann mittels eines Blockheizkraftwerks Strom und Wärme gewonnen werden. Damit kann der auf der Kläranlage benötigte Energiebedarf zu 70 Prozent aus regenerativer Energie gedeckt werden. Insgesamt müssen rund 25 Mio. Euro in Niederbrechen investiert werden.
Im Gegensatz zur vorgenannten Kläranlage wurde die Anlage in Niederselters letztmalig vor 20 Jahren erweitert und umgeaut. Bereits seit dem Jahr 1996 erfolgt die gezielte Phosphorelimination. Zwar sind auch hier Umbaumaßnahmen erforderlich, allerdings in deutlich geringerem Umfang. Die Gesamtkosten für die geplanten Umbauarbeiten in Niederselters betragen 843.000 Euro. Die Förderung des Landes Hessen bei der Kläranlage Niederselters beträgt 295.000 Euro. Die Quote liegt somit hier bei 35 Prozent der Gesamtkosten.
Exkurs: Phosphor im Gewässer
Ein Großteil des in unsere kommunalen Kläranlagen eingetragenen Phosphors ist als natürlicher Bestandteil in Nahrungsmitteln enthalten, ein weiterer großer Anteil stammt aus Wasch-, Reinigungs- und Spülmitteln. Bei dem im Abwasser vorkommenden Phosphor handelt es sich meistens um Phosphate (Salze der Phosphorsäure).
Phosphor in Form von Phosphat ist ein wichtiger Nährstoff sowohl für Pflanzen als auch für Tiere und Menschen. Phosphate gelten grundsätzlich als ungiftig. In Gewässern kann ein erhöhter Phosphatgehalt aufgrund der wachstumsfördernden Wirkung auf Pflanzen allerdings zur so genannten Eutrophierung führen. Das übermäßige Nährstoffangebot führt dabei zu einer Veränderung der im Gewässer wachsenden Pflanzengesellschaften. Es kann sich eine Verkrautung oder vermehrte Algenbildung einstellen. Derart gedüngte Algen und Wasserpflanzen können dann anderen Pflanzenarten das Licht wegnehmen sowie, wenn sie absterben, vielen Kleinlebewesen und Tieren den lebensnotwendigen Sauerstoff entziehen. Schlimmstenfalls kann das Gewässer "umkippen".
Bildquelle: Beide Fotos wurden zur Verfügung gestellt von Foto-Ehrlich, Brechen:
https://www.BrachinaImagePress.de
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